• Nächtliches Einnässen

    Unter Enuresis nocturna (nächtliches Einnässen) versteht man das Einnässen während des Schlafens mindestens 2-mal im Monat und nach vollendeten 5. Lebensjahr ohne Harnwegsinfekte oder häufigen starken Harndrang bzw. gehäuftes Wasserlassen am Tage.

    Bei der primären Enuresis ist das Kind seit der Geburt noch nie über längere Zeit trocken. Gab es aber schon trockene Phasen von mindestens sechs Monaten Dauer, und das Kind nässt danach erneut ein, so liegt eine sekundäre Enuresis. Bei 3 von 4 Kindern liegt eine primäre Enuresis nocturna vor. Mit 75 – 80 % ist die primäre Enuresis die wesentlich häufigere Form des kindlichen Einnässens. Hierbei sind Reifungsverzögerungen – also organische Ursachen – die wesentliche Ursache, während psychische Ursachen eher nicht vorliegen. Das bedeutet, die Kontrollmechanismen, die die Blasenfunktion steuern, bilden sich bei den betroffenen Kindern langsamer aus. Wie lange das dauert, kann von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Hierfür spricht, dass sich mit zunehmendem Alter die Zahl der Betroffenen kontinuierlich verringert. Während noch fast jeder 3. Fünfjährige betroffen ist , ist die Spontanheilungsrate nach dem 6.Lebensjahr sehr hoch. Auch ist bekannt, dass oft eine familiäre Häufung des Bettnässens vorliegt. Anerkannt sind auch Forschungsergebnisse, die bei Bettnässern ein Mangel des antidiuretischen Hormons der Hypophyse (ADH ) nachgewiesen haben. So kommt es nachts zu einer vermehrten Urinproduktion, also einer gestörten Tag-Nacht-Produktion des Urins, die die Harnblase der betroffenen Kinder übermäßig belastet.

    Bei der sekundären Enuresis sind psychische Ursachen die Hauptursache. Denn das erneute Bettnässen nach einer langen, mehrmonatigen Trockenphase oder das späte erste Betnässen ist häufig mit plötzlichen und unerwarteten Veränderungen im Leben des Kindes verknüpft. Das Phänomen wird oft dann beobachtet, wenn neue Geschwister in die Familie kommen und dann das ältere Kind – ob begründet oder nicht – den Eindruck bekommt, nicht mehr die ungeteilte Zuneigung der Eltern zu erfahren. Aber auch der Verlust eines Familienmitglieds, die Trennung der Eltern oder ein bevorstehender beziehungsweise schon vollzogener Wechsel der Schule oder des Wohnorts können das Kind so verunsichern, so dass das Kind wieder mit dem nächtlichen Einnässen beginnt. Wenn die Eltern erkennen, worauf das Einnässen zurückzuführen ist, und wenn sie dem Kind die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen lassen, wird sich das Problem sehr schnell von selbst lösen. Nur in sehr schwerwiegenden Fällen sollte dann auch ein erfahrener Kinderpsychologe in die Therapie mit einbezogen werden.

    Vor jeder Diagnostik sollte ein ausführliches Gespräch mit dem Kind und seinen Eltern beginnen. Danach wird das individuelle weitere Vorgehen festgelegt, wobei urologischerseits in erster Linie chron.rezidivierende Harnwegsinfektionen und organische Veränderungen (Harnröhrenverengung, vesikoureteraler Reflux) ausgeschlossen werden sollten.
    Eine Vorstellung beim Urologen sollte spätestens vor der Einschulung erfolgen.

  • Viel Geduld ist wichtig

    Nichts ist schlimmer, wenn Eltern sich selbst und ihrem Kind Vorwürfe machen.

    Kein Kind nässt sein Bett absichtlich ein! Dem betroffenen Kind ist es eher peinlich, Bettnässer zu sein, vor allem im Schulalter, wenn gemeinschaftliche Klassenfahrten anstehen .

    Daher sind Tadel und Strafe bei bettnässenden Kindern tabu und Lob und Ansporn der Weg zum Erfolg.

    Das  zwangsweise Einschränken des Trinkens schon am Nachmittag oder frühen Abend wie auch ein Aufwecken mittels Klingelhose (Schlafentzug ) werden oftmals praktiziert, aber ohne den gewünschten Erfolg.

    Machen Sie ihrem Kind Mut und sagen Sie ihrem Kind auch, dass auch Sie früher in der Kindheit Probleme mit dem Bettnässen hatten und es geschafft haben !

    Allein dieses Wissen kann dem Kind Mut machen, denn es erkennt dadurch, dass es nicht allein mit seinem Problem ist und dass die Schwierigkeiten lösbar sind.

    Für jede trockene Nacht sollten Sie ihr Kind loben. Damit gewinnt es an Selbstvertrauen und die Chancen für eine baldige Lösung des Problems Betnässen steigen.

    Selbstverständlich wird sich eine Besserung nicht von heute auf morgen einstellen. Der wichtigste Faktor ist Geduld, die sowohl die Eltern als auch das Kind aufbringen müssen.

  • Wie wird die primäre Enuresis behandelt ?

    Die medikamentöse Therapie mit dem Wirkstoff Desmopressin ist weltweit etabliert und wissenschaftlich anerkannt . Desmopressin wirkt wie das anti-diuretischen Hormon (ADH) und reduziert die Harnausscheidung aus den Nieren in der Nacht.
    Somit wird die Harnblase nachts weniger belastet und das Bettnässen stellt sich spätestens innerhalb von 6 Monaten ein.

    Die Harnproduktion tagsüber wird dadurch nicht beeinflusst, Nebenwirkungen der Therapie sind nicht zu erwarten, so dass die Therapie über mehrere Wochen und Monate durchgeführt werden kann. Es stellt sich ein nachhaltiger Therapieerfolg ein, der auch das Selbstbewusstsein des Kindes in diesem Punkt stärkt.

  • Wie wird die sekundäre Enuresis behandelt ?

    Ziel einer Behandlung ist die vollständige und dauerhafte Beseitigung des Bettnässens. Sollte eine primäre Enuresis fachärztlich-urologisch ausgeschlossen sein, ist bei der sekundären Enuresis auch anfangs eine Verhaltenstherapie zu empfehlen. Bei einem intensiven Blasentraining können die jungen Patienten lernen, selbst die Kontrolle über ihre Blase zu übernehmen. Darüber hinaus werden die Kinder aufgefordert, einen Miktionskalender auszufüllen, in dem sie sowohl die nassen wie auch die trockenen Nächte täglich eintragen. Das Kind soll so das Gefühl bekommen, selbst für sein Trockenbleiben verantwortlich zu sein. Dazu können auch die Eltern durch positive Anreize beitragen, indem sie die trockenen Nächte belohnen.

    Miktionsprotokoll Kinder

    Nur in schwierigeren Fällen einer sekundären, psychogenen Enuresis kommt als Alternative der Einsatz der apparativen Konditionierungsbehandlung mittels Klingelhose in Betracht. Die nächtliche Alarmtherapie muss erfahrungsgemäß über mindestens acht bis zehn Wochen durchgeführt werden und kann das Kind wie auch die Eltern erheblich belasten.

  • Kindliche Harninkontinenz

    Als Harninkontinenz wird jeder unwillkürliche Harnverlust bezeichnet. Tagsüber kann ein gehäuftes Wasserlassen mit Harndrang auftreten, auch mit Schmerzen beim Wasserlassen (z.B. bei einer Hanwegsinfektion). Bei Harndrang ohne vorhandener Harnwegsinfektion handelt es sich um eine sog. überaktive Blase (Reizblase, „overactive bladder“) . In diesen Fällen werden Medikamente , die  sog. Anticholinerigka eingesetzt, um den Blasenmuskel zu beruhigen.

    Nur bei häufigen Harnwegsinfektionen – vor allem bei jungen Mädchen – ist eine zielgerichtete antibiotische Therapie und bei häufigeren Infekten ( > 6 im Jahr )  eine Immuntherapie anzustreben.

  • Miktionsprotokoll

    Im Miktionsprotokoll (Blasentagebuch) werden von den jungen Patienten als Hausaufgabe bis zum nächsten Arztbesuch die Trink- und Urinmengen genau  mit der jeweiligen Uhrzeit notiert. Außerdem sollte vermerkt sein, ob Harndrang oder unfreiwilliger Harnverlust damit verbunden waren. Die Aufzeichnungen sollten mindestens eine Woche lang geführt werden.

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  • Vesikoureterorenaler Reflux

    Normalerweise wird durch einen Ventilmechanismus der Reflux (das Zurückfließen) des Urins aus der Blase in die Harnleiter und Nierenbecken verhindert. Bei einigen Kindern funktioniert dieser Ventilmechanismus nicht und es kommt zu einem sehr unterschiedlich ausgeprägten Rückfluss des Urin in den Harnleiter und in die Niere. In ausgeprägten Fällen und bei wiederholt auftretenden fieberhaften Harnwegsinfektionen auch der oberen Harnwege (Nieren) führt dieser Zustand zur Schädigung des Nierengewebes und am Ende zu einer dauerhaften Funktionseinbuße der betroffenen Niere. Daher sind Harnwegsinfekte das Leitymptom zur weiteren Diagnostik. Wird ein vesikoureteraler Reflux erkannt, so wird dennoch in den meisten Fällen nicht operiert, sondern mittels der nächtlichen Gabe von schwachwirksamen und gut verträglichen Antibiotika können die weiteren Infektionen und damit Schäden verhindert werden. Da es auch oft zu einer Spontanheilung des Refluxes kommt, kann durch regelmäßig Kontrollen beim Kinderurologen abgewartet werden. Nur bei einem schweren oder fortschreitenden Reflux muss die operative Korrektur (eine sog. Harnleiterneueinpflanzung) durchgeführt werden, wobei die Erfolgsquote bei ca. 95 % liegt. Neuere Verfahren wie die endoskopische Unterspritzung der Harnleiteröffnung haben sich bislang nicht bewährt und sollten daher nicht durchgeführt werden.

  • Harnstauungsniere

    Ursächlich für eine Harnstauungsniere im Kindesalter können eine Nierenbecken-Harnleiterabgangsenge, der Megaureter, ein vesikoureterorenaler Reflux (VUR) , Harnröhrenklappen oder -engen und Blasenfunktionsstörungen sein. Daher sollte bei einer im Ultraschall diagnostizierten Harnstauungsniere immer eine Vorstellung beim Kinderurologen erfolgen. Die jeweiligen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sind abhängig von der vorliegenden Symptomatik, dem Auftreten von Harnwegsinfekten und dem Ultraschallbefund.

  • Hodenhochstand (Maldescensus testis)

    Sind ein oder beide Hoden nach der Geburt nicht im Hodensack tastbar, so liegt ein Hodenhochstand vor.
    Der Hodenhochstand kann unterschiedlich auftreten: Die Hoden können im Bauchraum (Bauchhoden), im Leistenkanal (Leistenhoden) und auch zwischen Leistenkanal und Hodensack wechselnd sitzen. Der Gleithoden kann in den Hodensack heruntergezogen werden, gleitet aber in den Leistenkanal zurück, während der Pendelhoden umgekehrt vom Hodensack gezogen wird und wieder in den Hodensack zurückpendelt.

    Ursächlich werden hormonelle Regulationsstörungen diskutiert.

    Die Therapie sollte, zum Schutz der späteren Hodenfunktion, möglichst früh, im Alter von etwa 6 Monaten, spätestens im 2.Lebensjahr beginnen. Frühgeborene Jungen sind häufiger betroffen (ca. 30%) , in 98% der Fälle ist das Herabwandern der Hoden in den Hodensack bis zum Ende des ersten Lebensjahres abgeschlossen.

    Bei Fehlen der Hoden im Hodensack sollten die Hoden im Bauchraum liegen, was mittels einer Ultraschalluntersuchung oder einer Kernspintomographie abzuklären ist. Hormonstimulationstests geben eine Aussage über die Funktion des Bauchhodens.
    Eine Laparaskopie (endoskopische Untersuchung des Bauchraums) kann zur Suche des Hodens im Bauchraum eingesetzt werden,
    um danach möglichst atraumatisch (ohne grosses Verletzungsrisiko am Hoden) den Hoden in den Hodensack zu verlagern.

    Auf jeden Fall sind die Eltern über die möglichen Folgen und Komplikationen eines Hodenhochstandes aufzuklären: Eine Sterilität (Unfruchtbarkeit) ist bei frühzeitiger Therapie in 10% der Fälle, bei einer zu späten Therapie (ca. 4.Lebensjahr) in 50 % der Fälle zu erwarten. Das Hodenkrebs-Risiko der betroffenen Patienten ist im Erwachsenenalter um das 20-fache erhöht. Desweiteren kommen häufiger Hodentorsionen (Verdrehungen der Hoden) wie auch Leistenbrüche bei Patienten mit Hodenhochstand vor.

    Am Anfang sollte die medikamentöse Therapie (Hormontherapie) mit HCG (human chorionic gonadotropoin) und/oder GnRH (gonadotropin releasing hormon) stehen. Unter dem hormonellen Einfluß wird Testosteron gebildet, das ein Herabwandern der Hoden bewirkt. In ca. 1/3 der Fälle bleibt die Hormontherapie erfolglos, so dass dann eine operative Verlegung der Hoden in den Hodensack erfolgen muß. Hierzu ist oft nur ein kleiner Leistenschnitt erforderlich, um den Samenstrang zu lösen (Funikulolyse) und den Hoden danach am tiefsten Punkt des Hodensackes zu fixieren (Orchidopexie)..

  • Harnröhrenfehlbildung

    Bei Harnröhrenfehlbildungen sind meistens Jungen betroffen , wobei neben seltenen Harnröhrenklappen hauptsächlich eine falsche Lokalisation der äußeren Harnröhrenöffnung auffällt (sog. Epi- oder Hypospadie). Dabei kann es zu einem Abknicken des erigierten Penis kommen, so dass je nach Schweregrad der Fehlbildung vom Kinderurologen über eine operative Korrektur entschieden wird. Zur Rekonstruktion der Harnröhre, die bis zur Einschulung abgeschlossen sein sollte, ist eine Einweisung in eine dafür hochspezialisierte Klinik für Kinderurologie unbedingt ratsam .

  • Harnwegsinfektionen

    Harnwegsinfektion sind bakterielle Infektionen, die im Bereich der Harnröhre, der Harnblase oder des gesamten Harntrakts (Niere, Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) auftreten. Im Gegensatz zu völlig asymptomatischen Infektionen – also Infektionen ohne Beschwerden – , die nur im Urinbefund einen Bakteriennachweis zeigen, können auch schwerste, lebensbedrohliche Nierenbeckenentzündungen mit hohem Fieber (Urosepsis) auftreten. Ursächlich sollte immer nach Fehlbildungen der Niere, Harnleiter, Harnblase oder Harnröhre gesucht werden. Das Ziel jeder Therapie – ob Antibiotika oder sogar auch Operation – ist es, eine Nierenschädigung zu verhindern, die zu einer chronischen Nierenfunktionsstörung mit einer später notwendig werdenden Dialysebehandlung führen kann. Somit muß jeder Harnwegsinfekt unbedingt urologischerseits abgeklärt werden.

  • Harnsteinerkrankungen

    Auch im Kindesalter können schon Steinerkrankungen auftreten, wobei die Ursachen dafür vielfältig sein können:
    Neben Fehlbildungen an den Nieren und Harnwege können Stoffwechselerkrankungen, Harnwegsinfekte oder eine einseitige Ernährung mit zu geringer Trinkmenge zu Harnsteinerkrankungen führen. Die Steintherapie hängt von der Lage, der Größe und der Steinzusammensetzung ab.
    Zu den gängigen Therapie-Verfahren gehört die ESWL-Therapie (das Zertrümmern der Steine mit sogenannten Stoßwellen von außen), die URS  (die endoskopische Steinentfernung mittels Blasen-, Harnleiter-, oder Nierenbeckenspiegelung), wobei zuvor auch die größeren Steine mit dem Laserstrahl zerkleinert werden können.
    Nur sehr selten werden Schnittoperationen zur Steinentfernung notwendig und gelten daher in der Primärtherapie des Steinleidens als veraltet.