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Symptome
Nierenentzündungen gehen häufig mit Fieber, Flankenschmerzen und einem deutlichen Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit und Mattigkeit einher. Infektionen der Harnblase, Harnröhre und Prostata äußern sich durch eine Dysurie (Brennen beim Wasserlassen), Pollakisurie (häufiges Wasserlassen), Urge-Symptomatik (häufiger Harndrang) und Restharngefühl (“die Blase wird nie leer”). Auch kann es zu Fieber und sichtbarer Blutbeimengung im Urin (Haematurie) kommen.
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Ursachen
In erster Linie werden urogenitale Infektionen durch Bakterien, die vom Patienten selbst stammen, ausgelöst (Autoinfektion). Ausgangspunkt sind in 80-90% der Fälle der Enddarm und die Harnröhre mit Invasion und starker Vermehrung in die Harnblase, Harnröhre, Prostata und auch Hoden/Nebenhoden (aszendierende Harnwegsinfektion) . Die Gründe für die plötzliche bakterielle Vermehrung und nachfolgende Schädigung des Gewebes sind vielfältig. Auslösend für eine Blasenentzündung kann eine “Unterkühlung” der unteren Körperpartie über eine verminderte Durchblutung der Beckenorgane sein. Während beim Mann eine unvollständige Blasenentleerung mit Restharnbildung in der Harnblase (z.B. bei einer Prostatavergrößerung oder Harnröhrenverengung) eine Entzündung und eine Blasensteinbildung fördert, begünstigen bei Frauen die kurze Harnröhre und hormonelle Veränderungen während und nach den Wechseljahren, die zu einer Austrocknung der Schleimhäute führen können, die Gefahr wiederholter Harnwegsinfektionen. Auch der Geschlechtsverkehr kann die Keimaszension ohne Ansteckung durch den Partner begünstigen.
Geschlechtskrankheiten (Gonorrhoe, Syphilis, Virusinfektionen, Chlamydien-, Mykoplasmen-, Ureaplasmen-Infektionen) sind nicht der Regelfall, da sie in aller Regel nur von einer Person auf eine andere Person übertragen werden.
Auch finden sich wesentlich seltener Pilze, Viren oder spezielle Krankheitserreger, wie z.B. die Tuberkulose-Bakterien oder die Bilharziose (Saugwürmer) , als Ursache für eine urologische Infektion. Darüber hinaus kann eine Harnwegsinfektion instrumentell (Blasenspiegelung, Kathetereinlage) verursacht werden sowie bei einer Störung des Immunsystems (bei Diabetes mellitus) vorkommen. Eine gesteigerte Bakterienadhaesion an das Urothel (Schleimhaut der Harnröhre,-blase und –leiter) löst ein vermehrtes Auftreten von Harnwegsinfektionen bei Frauen aus. Hierbei wird eine genetisch bedingte Anfälligkeit für ein verstärktes „Haften” von Bakterien am Harntraktepithel bestimmter Patienten diskutiert. Oftmals dienen dabei Gardnerella vaginalis als indirekte Trigger für rezidivierende Harnwegsinfektionen mit E.coli-Bakterien, die in der Harnblasenwand zurückgezogen ruhen und reaktiviert werden. -
Diagnostik
Nach der Anamnese – dem Erfassen der Krankengeschichte – und der körperlichen Untersuchung werden verschiedene Labortests
(Urinbefund, Blutbefund mit Nierenwerten, Blutbild, CRP) durchgeführt. Nach einer orientierenden Streifen-Schnelltestuntersuchung und Mikroskopie des Urins, wird der Urin kulturell auf verschiedenen Nährböden und im Brutschrank auf Bakterien und weitere Krankheitserreger untersucht. Die Erregerart, Keimkonzentration und die Antibiotika-Empfindlichkeit der festgestellten Erreger wird somit nach 24-48 h ermittelt. Ergänzend führt der Urologe eine Ultraschalluntersuchung und/oder eine Cystoskopie (Endoskopie der Harnblase) durch. -
Therapie
Die Therapie der Harnwegsinfektionen orientiert sich an der Lokalisation ( Niere, Harnblase, Prostata, Hoden und Nebenhoden) , an der Schwere ( akut , hochakut, septisch), an der Art (einfach und unkompliziert, schwer), an der Ursache (bakteriell, nicht bakteriell) der Infektion.
Therapie der akuten Cystitis (Blasenentzündung)
Am häufigsten tritt die unkomplizierte, nicht-fieberhafte Entzündung der Blase (unkomplizierte Zystitis) bei jungen Frauen auf. Eine kurzzeitige, Urintest-gerechte antibiotische Therapie bis zum Abklingen der Beschwerden und 2 Tage danach zusammen mit einer ausreichenden Trinkmenge (2-2,5l tgl.) ist die Therapie der Wahl.
Therapie der chronisch rezidivierenden Harnwegsinfektionen der Frau
Bei chronisch rezidivierenden Harnwegsinfektionen der Frau (bei jährlich > 5 Harnwegsinfektionen) und bei denen keine organischen Ursachen (Harnröhrenenge, vesikoureteraler Reflux, Tumor) vorliegen, ist nach einer primären Urintest-gerechten Antibiotikatherapie ( bis zu 10 Tagen) eine Immuntherapie anzustreben. Bei der Immunisierung mit inaktivierten (nicht Krankheits-auslösenden) Bakterienstämme von E.coli, Proteus mirabilis, Morganella morganii, Enterokokkus faecalis, Klebsiella pneumoniae – den häufigsten Erregern von Harnwegsinfektionen-, die entweder oral über eine tägliche Tabletteneinnahme über 90 Tage oder per Injektion (3 Impfungen innerhalb von 3 Wochen) erfolgt, wird das Immunsystem gegen diese Erreger sensibilisiert und gestärkt.
Eine konsequente Harnansäuerung (Senkung des pH-Wertes im Urin < 7) ist als flankierende Massnahme mit Vitamin C (Fruchtsäfte, Cranberry, Preißelbeere) ebenso sinnvoll wie die Gabe von D-Mannose, einem Einfachzucker der nicht verstoffwechselt wird, und bei seiner Aussscheidung über die Harnwege die pathogenen Bakterienstämme an sich bindet und mit ausscheidet. Bei älteren Frauen mit chron. rezidivierenden Harnwegsinfektionen mit trockenen urogenitalen Schleimhäuten ist ausserdem eine lokale Oestrogenapplikation mittels Ovula und Salben sinnvoll.
Therapie der (chronisch) interstitiellen Cystitis (Blasenentzündung)
Bei der Sonderform einer interstitiellen Cystitis, v.a. bei Frauen > dem 40. Lebensjahr , liegt keine bakterielle oder virale Ursache vor. Hier werden Autoimmunprozesse, Gefäßverschlüsse, hormonelle oder psychogene Faktoren ursächlich vermutet, was sich in einer chronischen Besiedelung der Blasenschleimahut mit Mastzellen und Lymphozyten (Entzündungszellen) histologisch zeigt und zu einer fibrotischen, narbigen Veränderung der Blasenwand führt.
Bei symptomatischen Blasenentzündungen ohne Erregernachweis und cystoskopisch (bei der Blasenspiegelung) nachweisbaren
typischen punktförmigen kleinen Einblutungen der Blasenschleimhaut kann die Diagnose nach einer Probebiopsie aus der Blasenschleimhaut gestellt und einer spezifischen Therapie zugeführt werden:Die intravesikale Instillation (Spülbehandlung der Blase) erfolgt mit Dimethylsulfoxid (DMSO) oder mit Natriumpentosanpolysulfat. Ausserdem kann die Harnblase, die narbig geschrumpft ist, in Narkose gedehnt werden.
Weitere ausführliche Informationen über dieI nterstitielle Cystitis (ICI) erhalten Sie auf der Webseite des Fördervereins ICA-Deutschland e.V. unter www.ica-ev.de
Therapie der Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
Bei der Pyelonephritis kommt es infolge einer aszendierenden (aufsteigenden) Harnwegsinfektion zu einem Befall des oberen Harnleiters und des Nierenbeckens und Nierenparenchyms (Nierengewebes) mit Bakterien und entsprechenden Infektzeichen (hohes Fieber, Schüttelfrost), schwerem Krankheitsgefühl, Flanken- bzw. Rückenschmerzen und bisweilen mit Erbrechen. Eine Pyelonephritis kann akut oder chronisch verlaufen.
Die Therapie der Wahl ist eine Urintest-gerechte Antibiotikatherapie über mindestens 14 Tage. Je nach Ausmaß der Nierenbeckenentzündung ist auch eine stationäre Behandlung mittels Infusionstherapie und Bettruhe nötig
Da infolge einer chronischen Pyelonephritis häufig Narben am Nierengewebe auftreten, können bei wiederholten Infektionen zu einer Niereninsuffizienz (Nierenversagen) führen. Eine konsequente antibiotische Therapie bis zur vollständigen Ausheilung muß daher Ziel der Therapie sein. Bei ca. 50% der Frauen und ca. 98% der Männer mit akuter Nierenbeckenentzündung liegt eine Harnabflussstörung aus den Nieren (z.B. durch Steine) vor, die nach einer antibiotischen Akutbehandlung urologisch behoben werden muss.
Therapie der akuten Prostatitis (Vorsteherdrüsenentzündung) beim Mann
Am häufigsten tritt eine Harnwegsinfektion beim Mann in Form einer bakteriell bedingten akuten Prostatitis auf. Akut treten hohes Fieber, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl, Schmerzen beim Wasserlassen und häufiges Wasserlassen von geringen Urinmengen mit Schmerzen in der Dammregion und am After auf. In Einzelfällen kommt es auch zu einer akuten Harnverhaltung.
Die Therapie der Wahl ist eine mindestens 14-tägige Antibiotikatherapie, eine Antiphlogistiaktherapie und bei vorhandenen Blasenentleerungsstörungen die Gabe von uro-selektiven Alpharezeptorenblockern. In Einzelfällen ist auch die Anlage eines suprapubischen Katheters (Bauchdeckenkatheters) nötig.
Therapie der akuten Urethritis (Harnröhrenentzündung) beim Mann
Die bakteriell bedingte Urethritis tritt gehäuft bei sexuell-übertragbaren Keimen (Gonokokken, Chlamydien, Ureaplasmen, Mykoplasmen, Trichomonaden, Pilzen und Herpes-simplex-Viren) oder bei Dauerkatheterträgern auf.
Bei den Patienten treten ein Harnröhrenausfluss , Brennen in der Harnröhre, Schmerzen beim Wasserlassen und auch ein blutiger Urin auf. Die antibiotische Therapie sollte unverzüglich und mindestens über 14 Tage durchgeführt werden.
Therapie der akuten Epididymitis / Epididymorchitis (Hoden/Nebenhodenentzündung) beim Mann
Die durch Bakterien ausgelöste akute Hoden/Nebenhodenentzündung führt zu einem schmerzhaften Anschwellen des Hodens und Nebenhodens, der auf Berührung sehr empfindlich ist, Fieber, Schüttelfrost und allgemeinen Krankheitsgefühl bei fortgeschrittener Infektion. Eine sofortige Antibiotikatherapie solltes mindestens 14 Tage durchgeführt werden. Eine Antiphlogistiaktherapie erfolgt zum Abschwellen und zur Schmerzlinderung. Lokale Kühlung und Hochlagerung des Hodens/Nebenhodens bei eingeschränkter Bettruhe sind sehr sinnvolle Begleitmassnahmen in der akuten Infektionsphase.
Weiter Hinweise und Empfehlungen zu Harnwegsinfektionen finden Sie auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Urologie www.dgu.de unter „Patienteninformation“ .
Infektionen der Nieren oder harnableitenden Organe können eine oder beide Nieren, die Blase und beim Mann auch die Prostata (Vorsteherdrüse), die Harnröhre, den Penis sowie Hoden und/oder Nebenhoden betreffen. Je nach dem betroffenen Organ spricht man dann von einer Nierenentzündung, Blasenentzündung, Prostataentzündung, Hoden und/oder Nebenhodenentzündung.
Notfall +49 (0)8151 90470